Roboter

 

Künstliche Aushilfen sind noch nicht so weit

 

von: David Lerch

Datum: 12.04.2009

 

Sie schweißen, fräsen, lackieren oder bohren: EU-Forscher haben Roboter für das Handwerk entwickelt. In mittelständischen Betrieben wurden die Automaten getestet. Nun endet der Projektversuch. Noch sind viele Probleme ungelöst, zum Beispiel die Sicherheit.

 

KÖLN. Seit rund zwei Jahren ist bei Maschinenbau Treffler im schwäbischen Pöttmes-Echsheim ein neuer Mitarbeiter im Einsatz. Zusammen mit seinen 75 Kollegen baut er mechanische Teile für Schiffsmotoren und Unkrautvernichter. Das besondere: „Robbi“, der Kollege, der hier den ganzen Tag Metalle zusammen schweißt, ist kein Mensch, sondern ein Roboter - und er arbeitet Seite an Seite mit dem Rest des Teams.

 

Der Automat ist ein Prototyp des viel beachteten EU-Projekts „SME-Robot“, das nun, vier Jahre nach seinem Start, ausläuft. Ein Konsortium von Roboterherstellern wollte unter der Aufsicht des Fraunhofer Instituts für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA) in Stuttgart zusammen Roboter entwickeln, die auch in kleinen Betrieben arbeiten können, dort, wo anders als in der Großindustrie nur in geringen Stückzahlen gearbeitet wird.

 

Nach dem heutigen Stand der Technik dürfen Industrieroboter nur in abgesicherten Bereichen arbeiten, hinter Gittern oder Lichtschranken. Doch das verhindert nicht nur, dass sich Mitarbeiter an dem stählernen Kollegen verletzen, sondern auch eine noch engere Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine. Das soll sich ändern. Die Hersteller versprechen: Künftige Roboter erkennen von selbst, was um sie herum passiert. Nähert sich ein Kollege, drosseln sie ihre Arbeitskraft oder weichen sogar aus.

 

Es soll jetzt noch drei bis fünf Jahre dauern, bis die Prototypen sich in Serien-Modelle verwandelt haben, sagt Martin Hägele, der SME-Robot für das IPA koordiniert, denn nicht nur das Sicherheitsproblem ist längst nicht vollständig gelöst. Lediglich einzelne Softwarefunktionen könnten bereits früher in bestehenden Robotern auftauchen.

 

Bei Pilotanwendern wie dem Schreinermeister Josef Som beschränken sich die Automaten auf wenige Tätigkeiten. Der rote Roboter mit Knickarm und Werkzeugadapter geht Som und seinen vier Mitarbeitern bisher nur beim Fräsen, Lackieren und Bohren zur Hand. Seit rund anderthalb Jahren steht der Automat in seiner Werkstatt in Michelstadt im Odenwald. „Im Prinzip kann der Roboter jede Tätigkeit, aber er wurde bewusst auf drei beschränkt“, erklärt Franz Som, der Bruder des Schreiners. Franz Som hat den Roboter mitentwickelt, als Leiter der Steuerungsentwicklung bei Reis Robotics.

 

Programmiert wird der Stahlkollege durch Vormachen. Mit einer eingebauten Kamera erfasst die Maschine die Oberfläche eines Bretts, über einen Touchscreen stellen die Kollegen dann ein, wie tief und wie dick gebohrt werden soll. Dann nehmen sie den Knickarm und führen den Roboter zu den richtigen Stellen.

 

Noch selbstständiger ist die Maschine beim Lackieren, etwa einer Tischplatte: Der Handwerker muss dem Roboter nur Größe, Breite und Höhe der Platte angeben und die gewünschte Strahlstärke einstellen, schon legt der Roboter los.

 

Ohne Vorführen dauert die Programmierung zu lange. Bei Metallverarbeiter Treffler wartet man jetzt auf eine Weiterentwicklung des IPA, die in den kommenden Wochen installiert werden soll. Der Roboter bekommt die Attrappe einer Schweißdüse, mit der ihm ein Mitarbeiter einfacher zeigen kann, wo geschweißt werden soll. Ein schneller Griff statt vieler Klicks.

 

Auch beim Autozulieferer Hirschvogel in der oberbayerischen Gemeinde Denklingen kommt ein Testroboter zum Einsatz - allerdings erst seit vergangenem Herbst. Die Maschine steht am Band und sortiert Schüttgut aus einer Kiste. Eine eingebaute Kamera scannt die Oberfläche eines bestimmten Bauteils, berechnet den Abstand, greift zu und legt es in der richtigen Position an die vorgesehene Stelle.

 

Bisher ist man mit dem automatischen Arbeiter aber noch nicht zufrieden, sagt Hans-Willi Raedt, Leiter der Produktentwicklung bei Hirschvogel. Zu häufig hört er auf, obwohl eine Kiste noch nicht leer ist. Dabei zeigt der Roboter durchaus menschliche Züge: Wenn die Sonne durch das Firmendach scheint, versagt manchmal die Bilderkennung des Roboters. Und er kann sich nicht mehr auf die Bauteile konzentrieren. >